Die Gastronomiebetriebe im Kanton Basel-Stadt bleiben dem 3G-System treu und wundern sich über die strengeren Massnahmen.
Dass die Basler gerne einen eigenen Weg gehen, ist hierzulande bereits seit den ersten Lockdowns bekannt. Nun fährt der Kanton bei den Gastronomiebetrieben eine härtere Liniert, als dass sie vom Bund vorgegeben wird. Anders als in der Restschweiz gilt im Kanton Basel-Stadt eine Maskenpflicht in den Betrieben und eine Sitzpflicht beim Konsumieren. Während andere Kantone ihren Wirten eine 2G-Regelung und die damit verbundene Maskenbefreiung ermöglichen, schauen die Basler Gastronomen in die Röhre – und sind dementsprechend aufgewühlt.
«Ich kann es nicht nachvollziehen», sagt Anna Götenstedt, Wirtin des Restaurants zur Harmonie. Solange der Kanton keine andere Direktive durchgeben würde, belasse sie es bei der 3G-Regelung. «Wobei ich von den meisten Stammgästen weiss, dass sie doppelt geimpft sind.» Sorgen macht ihr der finanzielle Aspekt: «Die Situation hat sich seit Beginn der Pandemie nicht mehr normalisiert. Ich habe momentan zu viele Mitarbeitende für die Anzahl der Gäste, die es zu bedienen gibt», sagt Götenstedt. Deshalb sind ihre Angestellten seit diesem Monat auch wieder für die Kurzarbeit angemeldet. Für Sie bleibt es eine Zeit mit vielen offenen Fragen.
Offene Fragen hat auch Raphael Pfister, Inhaber der Bar Didi Offensiv im Kleinbasel: «Die Maskenpflicht entfällt für unsere Gäste ja nur, wenn sie etwas im Sitzen konsumieren.» Für Pfister stellt sich die Frage, wie weit das Konsumieren im Sitzen gehen darf. «Wenn jemand ein Bier vor sich hat, aber nicht davon trinkt, ist das dann noch Kon-sumation?» Als Gastgeber habe er keine Kapazität, jedes Mal zu kontrollieren, ob nach Abset-zen des Getränks die Maske auch wieder im Gesicht ist. «Das zeigt, wie einfach es ist, einen solchen Text zu verfassen. Wir aber werden bei der Umsetzung mit etlichen Schwierigkeiten konfrontiert.» Für ihn sind es keine schärferen Massnahmen, die Interpretation des Wortes «Konsumation» überlasse zu viel Spielraum. Kein Thema sei es, mit den bestehenden Regeln des Kantons auf eine 2G-Regelung umzusteigen. Hinzu käme, dass auch er von der sehr grossen Mehrheit der Stammgäste bereits wisse, dass sie doppelt geimpft sind. «Dennoch können wir uns bei einem Sinneswandel des Kantons gut vorstellen, auf 2G umzusteigen.»
Ein paar hundert Meter rheinaufwärts in der Fischerstube wird weiterhin auf die 3G-Regelung gesetzt. «Für uns macht es keinen Sinn. Ein 2G-System würde nichts verändern, ausser, dass vielleicht weniger Gäste zu uns kommen würden», findet Fischerstube-Wirt Fabian Rutishauser. Selbst wenn sie eine Bar hätten, würde die Sitzpflicht beim Konsumieren bestehen bleiben. «Mal schauen, ob sich in nächster Zeit was ändert.»
Wer aber im Herzen von Basel, dem Barfüsserplatz, verkehrt, dem muss ein Schild aufgefallen sein. «Wir bedienen nur geimpfte und genesene Gäste», steht an der Tür der «Bodega zum Strauss». Inhaber Jonathan Freeman erklärt: «Ich wusste von den meisten meiner Stammgäste, dass sie geimpft oder genesen sind.» Deshalb habe er eine Umfrage gemacht, ob für diese eine 2G-Regelung in Frage käme – und durfte eine grosse Zustimmung erfahren. «So kann man nun gemütlich beisammen sein und alle fühlen sich wohl.»
Neben den Gastronomiebetrieben sind vor allem die Basler Clubs die Leidtragenden der Regierungsdirektiven. Diskotheken wie die Balz, das Nordstern und das Viertel haben ihre Tore bereits wieder geschlossen (die bz berichtete). Für Valentin Aschwanden, Geschäftsführer des Viertel-Clubs, ist es eine schwierige Situation: «Die ganze Planung der Events war verge-bene Arbeit, hinzu kommt noch der finanzielle Schlamassel.» Er hofft deshalb, dass sich der Kanton den gesamtschweizerischen Regeln anschliesst. «2G erlaubt immerhin einen einigermassen geregelten Clubbetrieb, wie das vergangene Wochenende in anderen Kantonen gezeigt hat. Ein Clubbetrieb mit Sitzpflicht ist keine Option. Da wäre eine behördliche Schliessung ehr-licher.» Die Verschiebung der Events in andere Kantone sei in Abklärung, man wolle noch die Regierungssitzung am heutigen Dienstag abwarten.
An dieser Sitzung wird wahrscheinlich auch die von LDP-Grossrat Alex Ebi eingereichte Interpellation ein Thema sein. Diese behandelt Fragen, wie das voreilige Entscheiden des Regierungsrats, weshalb der Kanton seinen Betrieben weniger anvertraue und ob junge Menschen, die nun in anderen Kantonen in den Ausgang gehen, das Virus nicht zurückschleppen würden.