Viele Cliquen haben in diesem Jahr auf ein neues Sujet verzichtet. Dennoch mussten einige Künstler kurzfristig eine Laterne malen.
Die Basler Fasnacht darf spitzzüngig, kritisch, sarkastisch oder einfach nur ehrlich sein. Dies zeigen die Cliquen Jahr für Jahr mit ihren Sujets. Sei es das Weltgeschehen oder auch Geschichten mit regionalem Bezug, es gibt wenige Themen, die an der Fasnacht nicht ihren Platz finden.
In diesem Jahr stellt sich für die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler nicht mehr die Frage des Dürfens, sondern eher die des Könnens. Wie eine Umfrage der bz bei den Stammcliquen zeigt, laufen die meisten Charivari oder greifen auf das Sujet der Fasnacht 2020 zurück. Andere liessen sich nicht beirren und haben seit dem letzten Herbst auf die Fasnacht hingearbeitet. Schliesslich gibt es jene Cliquen, die in den letzten Wochen seit dem Regierungsentscheid alles auf eine Karte gesetzt und ein Sujet aus dem Boden gestampft haben.
Was dabei oft vergessen geht: Zu einem Sujet gehören nicht nur Kostüm und Larve, ebenso wichtige Bestandteile sind die Laternen und Requisiten, welche die Cliquen mit sich mitführen. So finden sich einige Laternenkünstlerinnen und -künstler in der Situation wieder, ihr Exemplar innerhalb weniger Wochen gestalten zu müssen.
Einer davon ist Pascal Zaugg. Nach etlichen Laternen für Junge Garden hätte im letzten Jahr seine erste für den Stamm der Wettstai-Clique auf der Strasse zu sehen sein sollen. Bekanntlich war dies nicht möglich. In diesem Jahr bietet sich Zaugg die nächste Chance – wenn auch unter speziellen Umständen. «Ich habe Mitte Februar erfahren, dass es nun doch eine Laterne geben wird.» Letzten Dienstag habe er damit begonnen, in der Nacht auf Donnerstag ist er fertig geworden. Dafür waren einige Nachtschichten nötig.
«Es ist eine spezielle Laterne», sagt Zaugg. Sie wurde nicht gemalt. Er und seine Helfer haben ganz viele kleine Coronaviren ausgeschnitten und diese auf den Stoff geklebt. «So entsteht ein Rasterbild, das die momentane Spaltung der Gesellschaft darstellt.» Die Clique selbst wird in Charivari laufen, hat aber ein gemeinsames Accessoire, sagt Wettstai-Obmann Matthias Keller.
Jetzt muss seine Laterne noch den letzten Härtetest bestehen. «Ich habe eine Folie als Lackersatz gespannt», sagt Zaugg. Nun müsse sie die Montage auf dem Laternenwagen und Regen überleben. Für den Studenten waren die letzten Wochen eine grosse Herausforderung. Die Doppelbelastung Studium und Laterne habe ihn sehr viel Energie gekostet. «Da habe ich die eine oder andere Veranstaltung an der Uni um acht Uhr sausen lassen», sagt er lachend.
Er habe nur auf den Anruf gewartet, sagt Fabian Petignat, Laternenkünstler der Seibi. Vor dem Entscheid der Regierung sei er zwar noch keinen Millimeter motiviert gewesen. Doch schon während er neue Kopflaternen gemalt hat, habe er sich immer gedacht, «vielleicht gibt es ja doch noch eine grosse Laterne». Petignat, der auf die Hilfe der Clique zurückgreifen konnte, hat nächtelang an ihr gearbeitet. «Am Tag musste ich meinem Beruf nachgehen.» Die Laterne entstand ganz nach dem Künstlercredo «Form follows deadline». Entweder könne man in Schönheit sterben oder man wisse, wann fertig sei. «Das gehört halt dazu.»
Die Rätz-Clique geht in diesem Jahr mit dem Sujet «Oobe Rätz, unte lätz» auf die Strasse. Das Sujet ist das der Jungen Garde. Der Stamm und die Alte Garde schliessen sich ihr an. Der Stammverein läuft mit einer Hybrid-Laterne, bei der eine Seite neu und die andere aus dem Jahr 2020 stammt. «Innerhalb von drei Wochenenden habe ich die Seite neu gemalt», sagt Laternenkünstlerin Noemi Businger.
Es sei eine Laterne, die sie frei aus dem Handgelenk gemalt habe. Vor allem farblich passe sie zu der Laterne der Jungen Garde, bei der sie selber auch mitgewirkt hat. Sie habe keinen Druck seitens der Clique verspürt, wollte aber unbedingt eine Laterne machen. Sie gibt sich selbstkritisch: «Grundsätzlich bin ich mit meinen Werken nie ganz zufrieden.» Aufgrund des Zeitdrucks könne sich das Resultat aber sehen lassen.