Der Zirkus Monti gastiert bis am Sonntag in Wettingen. Ein Augenschein zeigt: Das Zirkusleben besteht vor allem aus Bewegung.
Die Ruhe vor dem Sturm. Das Wetter, das sich über der Wettinger Zirkuswiese zusammenbraut, könnte diese Redewendung nicht passender untermalen. Denn auch die Aufbauarbeiten des Circus Monti, der ab Mittwoch in Wettingen gastiert, scheinen morgens um halb elf gemächlich voranzugehen. «Es ist gerade Pause», relativiert Matthias Leuppi, Leiter des Werbe-und Platzteams des Aargauer Circus Monti, die Ruhe, als er das bereits aufgestellte Vorzelt betritt. Dort gönnen sich die Erwachsenen einen Znüni, die Kinder tummeln sich um den Süssigkeitentisch und machen sich Gummibärchen-Spiesse.
Wer aus dem Verpflegungszelt herauskommt und in Richtung Zirkuszelt tritt, dem eröffnet sich ein weitläufiger Platz. Leuppi schwärmt davon: «Für uns ist die Zirkuswiese ein dankbarer Ort. Wir können uns schön ausbreiten, unsere Wagen müssen nicht dicht aneinandergedrängt stehen und es gibt sogar Platz für die Besuchendenparkplätze.» Andernorts sähe das anders aus. Dies wundert kaum, sollte bei der Zirkuswiese der Name ja auch Programm sein. Beim Betreten des Zirkuszeltes ist es dann auch mit der sagenumwobenen Ruhe vorbei. Am Dienstagmorgen war die Zeltplane an den Stahlseilen hochgezogen worden, nun sieht man bereits klar und deutlich, dass mit dem Monti der Zirkus wieder im Dorf ist.
Im Zelt ist man gerade dabei, die Erweiterung der Bühne fertigzustellen. «Die Artistinnen und Artisten bauen ihr Bühnenbild selbstständig auf», sagt Leuppi. Die Tribüne, beim Betreten noch ein hölzernes nacktes Rund, wird nach und nach mit Stühlen bestückt. In den unteren Reihen sind es zwei Stühle, die zwischen die Metallverankerungen passen, zuoberst sind es vier. «Das Zelt fasst 750 Zuschauende», erklärt Leuppi.
Mit den Vorverkaufszahlen zeigt sich Leuppi sehr zufrieden. Klar sei es einfacher, Tickets für die Wochenendvorstellungen zu verkaufen, doch auch die Daten unter der Woche würden auf grossen Anklang stossen. Das zeige auch, was den Circus Monti bereits seit Jahren auszeichnet: Er soll ein Zirkus für alle sein. Dies spiegle sich auch in der Programmauswahl wider. «Wir ziehen unser Programm durch und passen es nicht auf das erwartete Publikum an.» Will heissen: Die Familien mit Kindern, die unter der Woche kommen, und die Erwachsenen, die sich ein Ticket für den Abend oder fürs Wochenende gekauft haben, kriegen dasselbe Programm zu sehen.
Dieses entstammt in diesem Jahr aus der Feder von Masha Dimitri, Tochter des Clowns Dimitri, und vom französischen Tänzer und Schauspieler Faustino Blanchut. «Contre vents et marées», frei übersetzt «gegen Wind und Wetter», lautet der Titel des diesjährigen Monti-Konzepts. Im Fokus sei die Wüste, was in den Stücken sowie auch in den erdfarbigen Kostümen der Artistinnen und Artisten zum Ausdruck gebracht werde, sagt Leuppi. «Klassische Zirkuskostüme sind bei uns keine zu finden. Für das ist der Circus Monti aber seit jeher bekannt.»
Schön wird der Themenfokus auch auf dem Programmheft wiedergegeben, wo ein Diabolo den Sand zum Aufwirbeln bringt. «Im Thema schwingt sicherlich auch unser Leben als Nomaden mit», sagt Leuppi. Man könnte sagen, dass sich der Monti vom klassischen Zirkus abhebt. 2004 wurden die Tiere aus dem Programm gestrichen, ab 2011 waren sie ganz weg. «In den letzten sieben Jahren waren sie nur noch zu Anschauungszwecken dabei. Dafür wurde es ein zu grosser Aufwand», sagt Leuppi. Denn die Tiere müssen gefüttert werden und brauchen Bewegung.
Bewegung, ein gutes Stichwort: Die Bühne steht, die letzten Stuhlreihen werden eingesetzt, das Hämmern auf Eisen von allen Seiten her ist ohrenbetäubend. Bewegung beschreibt auch das Dasein des Circus Monti sehr schön. Nicht nur weil man mehrmals pro Monat den Standort wechselt, auch im Team herrscht immer viel Bewegung. So variieren Artisten und Regieteam Jahr für Jahr. Nach abgeschlossenem Aufbau kommen die krampfenden Arbeitenden erst beim Abbau wieder in Bewegung. Für sie beginnt nun die Zeit der Ruhe vor dem Sturm.