Anton Gjergjaj und die Spar-Partnerfiliale an der Birsstrasse erhalten den Basler Sozialpreis für die Wirtschaft 2022.

«Ich bin nur erfolgreich, weil ich nicht nach Perfektion strebe.» Mit diesen Worten stellt Kaspar Sutter Anton Gjergjaj dem Publikum in der «Bar du Nord» im Badischen Bahnhof vor. Es ist eine Aussage, mit der Gjergjaj seinen bisherigen Werdegang als Filialleiter in der Spar-Partnerfiliale an der Birsstrasse beschreibt. Dieser ist seit dem Donnerstagnachmittag um ein Kapitel reicher: Denn Anton Gjergjaj ist nun der stolze Träger des Basler Sozialpreises für die Wirtschaft 2022.

2003 vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt ins Leben gerufen und vier Jahre später eingefroren, wird der Preis seit 2015 wieder an Betriebe vergeben, die leistungseingeschränkte Menschen in die Arbeitswelt integrieren. In diesem Jahr wurde er zum ersten Mal im Rahmen der «iPunkt-Denkpause», einer Veranstaltung von «Impulse», einer Organisation, die sich für Chancengleichheit und Inklusion auf dem Arbeitsmarkt einsetzt, verliehen.

Ein Vorbild in der Integrationsarbeit

«Impulse» vermerkt zudem gewisse Betriebe, die Menschen mit Beeinträchtigung einstellen, mit ihrem Qualitätslabel «iPunkt». So auch Gjergjajs Filiale im Jahr 2020. Als die dafür zuständige «Impulse»-Person mit dem entsprechenden Fragenkatalog auftaucht, muss er lachen: «Das ist genau das, was ich seit über 20 Jahren bei mir im Betrieb mache.» Denn Inklusion und Chancengleichheit spielen in Gjergjajs Leben seit jeher eine wichtige Rolle. Er kommt als Siebzehnjähriger in die Schweiz, beherrscht die Sprache nicht und hat keine Ausbildung, die hier anerkannt war. Er erhält dennoch die Chance, in der Branche einzusteigen.

Das hat Gjergjaj bis heute nicht vergessen. «Ich finde, dass alle die gleichen Chancen verdient haben.» Doch die erste Einstellung einer beeinträchtigten Person war dabei eher ein Zufall. Jemand habe sich bei ihm für ein 50-Prozent-Pensum beworben und die Stelle dann erhalten. «Ich habe erst im Nachhinein erfahren, dass sie die anderen 50 Prozent via IV bezieht.» Doch da wären wir wieder bei dieser Perfektion, ohne die er erfolgreich ist. Für Gjergjaj steht damals im Vordergrund, dass die Person nach Jahren der Absenz wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden kann und einer Arbeit nachgeht, die ihr Spass macht, sie notabene dabei noch gut darin ist. Es ist auch das, wofür die Spar-Partnerfiliale an der Birsstrasse auch seit über zwei Jahrzehnten steht: Ein Familienbetrieb, der sich gegen die grosse Konkurrenz behaupten muss, gleichzeitig in der Integrationsarbeit aber auch als Vorbild fungiert.

Die Branche ist auch ausschlaggebend

Momentan ist bei Gjergjaj eine Person mit psychischer Beeinträchtigung in einem 50-Prozent-Verhältnis eingestellt. Eine weitere Person mit leichter körperlicher Beeinträchtigung ist im Begriff, ihre Lehre abzuschliessen. Ein verhältnismässig hoher Prozentsatz bei 200 auszufüllenden Stellenprozenten. «Das ist auch das, was uns so überzeugt hat», sagt Brigitte Meyer, die die Jury des Preises präsidiert. Auch die Branche, in der Gjergjaj tätig ist, sei ausschlaggebend gewesen. «Sie ist sehr kompetitiv, man muss sich gegen die grossen Betriebe behaupten können.» Das dritte Puzzleteil: Gjergjaj führt seinen Betrieb bereits seit langer Zeit und mache dies auch noch erfolgreich.

All diese Punkte hätten dazu geführt, dass Gjergjaj der Regierung als Preisträger vorgeschlagen wird, was sie auch bestätigt. Für Gjergjaj ändert sich durch den Preis nicht viel. «Ich mache so weiter wie bis anhin», sagt der Leiter der schweizweit besten Spar-Filiale 2019. Ihm, der im Vorstand der IG Familienbetriebe tätig ist, ist es wichtig, dass über die Thematik gesprochen wird. Denn es sei für jeden Betrieb eine Bereicherung, wenn das Team divers sei. «Wir können bei uns die Stärken der einzelnen Personen sehr gut fördern», sagt er. Zudem kann er mit seinem Team andere Betriebe darauf aufmerksam machen, dass die Konstellation in seiner Filiale funktioniert. Denn bisher hätte jeder Mitarbeitende die Lehre geschafft.

An die Arbeit muss Gjergjaj am Donnerstag zum Glück nicht mehr denken, denn er hat frei, «Ich gehe aber sicher kurz in den Laden und umarme meine Mitarbeitenden», sagt er und muss lachen vor Freude. Denn stolzer als Gjergjaj sind in diesem Moment wenige Menschen im Raum Basel.