Die Jungen Garden der Basler Fasnachtscliquen boomen wie noch selten. Doch nicht bei allen sehen die Zahlen gleich aus.
Die Nachwuchssituation bei den Cliquen – es ist wahrscheinlich das meistdiskutierte Thema der Fasnachtswelt in den letzten Jahren. Abgesehen von pandemiebedingten Absagen. Aus vielen Ecken ertönten Klagemärsche über das Fehlen neuer Junggardisten. Von einem Imageproblem sprechen die Einen. Das Fehlen der klassischen Fasnächtlerfamilien heben wiederum andere hervor. Und natürlich darf nicht über den Einfluss der Pandemiejahre hinweggesehen werden. Drei Jahre lang durften sich die Jungen Garden der Basler Fasnachtscliquen nicht mehr auf der Strasse präsentieren.
Und nach der Fasnacht 2022? So sonnig, wie sich das Wetter an der diesjährigen Ausgabe präsentierte, so sonnig sieht es mittlerweile auch wieder für die Jungen Garden aus. Darin sind sich alle befragten Obleute einig. «Die letzten drei Jahre waren sehr hart für viele Junge Garden», sagt Andri Obrist, Obmann der Jungen Garde der Olympia. Er war auch Initiant des offenen Briefes, den die Jungen Garden an die Basler Regierung geschrieben haben (bz berichtete). In diesem forderten sie, dass die Fasnacht stattfinden müsse. Er wisse aber, dass nun sehr viele Cliquen eine grosse Zahl an Neuanmeldungen haben. «Viele Junge Garden haben über 20 Neufasnächtler. Man kann fast von einem Jahrhundertjahrgang sprechen.»
Laut Obrist sei es wichtig gewesen, dass die Jungen Garden sich mit dem Brief vor der Fasnacht Gehör verschafft haben und auch selbst in vielen Bereichen aktiv geworden sind. «Wir konnten zeigen, dass es kein besseres Hobby gibt für Kinder», sagt Obrist. Die Kinder würden eine tolle musikalische Au. Bildung erhalten, können kreativ werden, Freunde in verschiedenem Alter finden und viel unternehmen. «Die Fasnacht ist unglaublich vielseitig.»
Entscheidend sei laut Obrist vor allem gewesen, dass die Fasnacht stattgefunden hat. Somit konnten viele Kinder sehen, was die Fasnacht alles zu bieten habe. Im Gegensatz zu anderen Jungen Garden konnte die Olympia bereits in der Pandemie stark zulegen. Dies vor allem aufgrund vieler Söhne, welche noch ihre Freunde mitgebracht haben. Somit konnte die Junge Garde der Männerclique während der Pandemie 23 Jungen begeistern. Für das neue Jahr kämen bis jetzt noch sechs weitere Anmeldungen hinzu. «Wir sind aktuell 67 Junggardisten.»
Auch bei der Jungen Garde der Alti Richtig geht es bergauf. «Für uns war es extrem wichtig, dass die Fasnacht stattgefunden hat», sagt deren Obfrau Julia Rimbach. Aufgrund der langen Pause seien manche Eltern etwas zögerlich geworden, ihre Kinder bei einer Fasnachtsclique anzumelden. «Im Jungen Alter läuft halt noch viel über den Effort der Eltern.» Doch nach dieser Fasnacht haben sich bereits 30 Kinder neu angemeldet. Was auffällt: Es gibt viele Teenager, die sich für den Piccolounterricht eingeschrieben haben. «Wahrscheinlich, weil das Instrument als Quereinsteiger einfacher zu lernen ist», sagt Rimbach.
Da die Alti Richtig schon länger über eine grosse Junge Garde verfügte, sei Werbung nicht gross von Nöten gewesen. Dennoch will die Clique attraktiv bleiben, sowohl für Neueinsteiger als auch für bestehende Mitglieder. «Wir sind daran, das musikalische Niveau wieder anzuheben. Dennoch ist es uns wichtig, dass die Kinder früh aktiv werden können.» Deshalb durften alle, die bereits drei Märsche auswendig können, mit dem Spiel mitlaufen, sagt sie.
19 Kinder haben sich bereits bei den Basler Dybli angemeldet. «Momentan sieht es richtig gut aus», sagt Obfrau Marina Suter. In diesem Jahr sei es weniger ein Problem, neue Kinder dazugewinnen zu können. In den letzten Jahren habe vor allem das Sportangebot in der Region viele Alternativen zur Fasnacht geschaffen. «Dank der pandemiebedingten Pause ist die Fasnacht wieder in den Fokus geraten.»
Besser als auch schon präsentiert sich die Situation bei der Jungen Garde des Dupf-Club. «Es ist eine herausfordernde Situation. Ich spüre aber den Drive, der in der ganzen Sache drin ist», sagt Obmann Luca Bezzola. Für ihn ist es sehr wichtig, die 20 Junggardisten bei Stange halten zu können.